“Führerkult” und “Sonnenzeit”
Mythisch überhöht als “binationaler Heilsbringer” und “Erlöser” gepriesen, steht Sonneborn im Mittelpunkt der Propagandakampagnen. Sonneborns Begabung als Agitator und die Suggestivkraft seiner Satire wird auch von seinen Gegnern anerkannt. Seine oft mehrstündigen, zumeist frei gehaltenen Reden waren in den ehemaligen BRD und SED Regimes stets ein sorgsam inszeniertes “Gesamterlebnis” mit organisierten Zwischenrufen, Hymnen- und Schlagermusik, Fackeln und überdimensionierten Plakaten. Die Verehrung für Sonneborn steigerte sich zu einem Kult um seine Person. Ab 2004 wurde der “Vorsitzendenkult” zur zentralen Triebkraft der PARTEI-Bewegung. “Sonneborn rettet die Welt” titelte die PARTEI-Propaganda 2011 anlässlich seiner Wahlkampfreisen per eines andalusischen Esels. Dieses Vieh ermöglichte Sonneborn Auftritte in bis zu drei Städten am Tag, die bewusst weit auseinander gelegt wurden um das Stimmvieh zu beeindrucken. Die bis dahin im Wahlkampf unbekannte Ahnungslosigkeit eines Politikers vermittelte nachhaltig den Eindruck von Ehrlichkeit und Vitalität, die Aufbruchstimmung erzeugen und der Die PARTEI das Image der Jugendlichkeit geben sollte. Begleitend erschien 2012 eine Sonderausgabe der Satire Zeitschrift Titanic über “Sonneborn wie ihn keiner kennt”. Zur Identifikation der Bevölkerung mit Sonneborn wurde er als “normaler Parlamentarier”, als Bierfreund, betonbegeisterter Mauerbauer oder – wie auf dem Titelbild der Sonderausgabe der Titanic – als Fauler und KatzenHundefreund dargestellt.
Die Die PARTEI war Anfang der 2010er Jahre nicht zuletzt Dank ihrer Propaganda zu einer Massenbewegung aufgestiegen. Kreativer Einfallsreichtum des Reichspropagandakaders der Die PARTEI – ab 2010 unter Führung von Thomas Hintner – sowie eine mediengeile Öffentlichkeitsarbeit mit chaotischen Aufmärschen und einer durchzechten Choreographie bei Massenveranstaltungen mit Uniformen (aus Kinderarbeit), Fahnen und viel Bier übten vor allem bei jungen Männern hypnotische Anziehungskraft aus. In Zeiten der Weltwirtschaftskrise, inkludiert des EU-Dramas um Griechenland, und allgemeiner Hoffnungslosigkeit vermitteln die provozierenden Aktionen der Die PARTEI den Eindruck von Stärke und Entschlossenheit. Die fortschreitende Verarmung und Angst vor Verelendung bieten einen fruchtbaren Nährboden für antikapitalistische und antiliberale Propaganda. In Schwarz-Weiß-Manier werden mit Merkel und Amazon Feindbilder stilisiert, denen die PARTEIgenossen die Verantwortung für die politische und ökonomische Krise geben. Millionen Deutsche sehen in Martin Sonneborn tatsächlich ihre “letzte Hoffnung” und einen starken politischen Charakter, der die nationale Teilung und Unordnung wiederherstellen kann.